Schmuckstück im Wittlager Land

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Ein Blick in die alte Stellmacherei von Heinrich Weimann, die in Harpenfeld aufgebaut wurde.

Fotos: Wolfgang Huge

 

Das Rad der Geschichte dreht sich immer weiter. Die Geschichte des ländlichen Kreises Wittlage lässt sich in Harpenfeld nun noch mehr mit Händen greifen.
Am vergangenen Sonntag wurde die neue Stellmacherei auf dem Gelände des Vereins Harpenfelder Dorfschmiede offiziell eingeweiht.

 

Dazu begrüßte der Harpenfelder Ortsbürgermeister Hans-Jürgen Menke zahlreiche Gäste. „Unser Dorfplatz“, so sagte er, „ist jetzt durch eine weitere Attraktion gewachsen.“ Er erinnerte zugleich daran, dass man ohne das Geschenk der Familie Weimann die Stellmacherei nicht hätte einrichten können. Bis ins Jahr 2005 gingen die Planungen zurück, die alte Schmiede um eine Stellmacher-Werkstatt zu ergänzen. Nun ist die Idee Wirklichkeit geworden.


Insgesamt habe der Verein 945 Arbeitsstunden in das Projekt investiert, und so manche Stunde sei gar nicht auf dem Stundennachweis notiert worden. Bürgermeister Günter Harmeyer erinnerte an den Bau der Schmiede, der vor 20 Jahren mit der Dorferneuerung begann. Bereits von Anfang an habe der Gedanke eine wichtige Rolle gespielt, die Erinnerung an Handwerksberufe des ländlichen Lebens wachzuhalten. Mit der Stellmacherei habe die Harpenfelder Dorfschmiede weiter an Attraktivität gewonnen, und er wünschte dem Verein auch mit Blick auf das Jahr 2010 mit der Landesgartenschau viel Erfolg und Freude bei der Präsentation eines Stückes Wittlager Handwerksgeschichte.


Wesentliche Arbeiten der Schmiede waren der Hufbeschlag und der Ackerwagenbau in Zusammenarbeit mit dem Stellmacher. Neben Beschlägen für Tore, Türen und Stallungen wurden auch Ketten geschmiedet, Pflugschare und Eggenzinken ausgewechselt sowie auch andere landwirtschaftliche Geräte repariert.


In der Harpenfelder Dorfschmiede sind alte Werkzeuge, Einrichtungen und Maschinen aus den beiden Schmieden Rickers und Lohmeyer zu sehen.
Aus diesem Grund, berichtete der Vorsitzende des Vereins, Maik Jakoblinnert, kämen heute noch Berufsschulklassen zu Besuch, um das alte Handwerk des Schmieds hier „live“ zu erleben. Eine Biegemaschine zum Runden von Flacheisen und eine Stauchmaschine erinnern an die Fertigung von Radreifen für Ackerwagen.


Träger beider Werkstätten ist der 1992 gegründete Verein, der „Geschichte zum Anfassen“ bieten möchte. Ein kleines Museum, in dem man etwas lernt und Spaß dabei hat. Weitläufig und romantisch mit Dorfteich präsentiert sich der Dorfplatz, auf dem die Schmiede steht. An die Dorfschmiede schließt sich nun ein weiteres Gebäude an, in dem die Weimann’sche Stellmacherei aus Bad Essen untergebracht ist.


Denn Stellmacher und Schmied haben in früheren Zeiten gerade auf dem Land sehr eng zusammengearbeitet. Wie dabei das Werk des Stellmachers aussah, zeigte am Eröffnungstag ein von Heinrich Weimann gefertigter Holzwagen, zugleich das Meisterstück des letzten in Bad Essen ansässigen Stellmachers. Seine Maschinen und Werkzeuge sind es, die die Räumlichkeiten der Harpenfelder Stellmacherei füllen, einschließlich eines beeindruckenden eisernen Abrichters. In den Stellmachereien wurden die Holzbauteile für die Ackerwagen und Kutschen gefertigt sowie weitere Teile wie Radnaben, Speichen für die Räder und Vorder- und Hintergestelle für die Aufnahme der Achsen.


Jedes Jahr kommen viele Gruppen auf das Gelände der Harpenfelder Schmiede. Etwa die Hälfte davon sind Schülergruppen.

In diesem Jahr sind wieder über 40 Schmiedevorführungen gebucht.

 

 

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Ausgabe: Wittlager Kreisblatt
Veröffentlicht am: 08.09.2009